Edelsteinschliffe – häufige und beliebte Varianten
Edelsteinschliffe verwandeln rohe Minerale wie Quarze, Feldspate oder die Kristalle von Diamanten in funkelnde Juwelen, deren Pracht und Brillanz optimal zum Ausdruck gebracht wird. Nur selten werden ausgesuchte Rohkristalle unbearbeitet als Anhänger oder Ohrhänger getragen. Edelsteine, die zur Schmuckherstellung geeignet sind, werden daher in liebevoller Kleinarbeit geschliffen. Auch heute noch ist die Kunst des Edelsteinschleifens vor allem Handarbeit, die großes Feingefühl erfordert.
Im Laufe der Geschichte wurden verschiedene Varianten von Edelsteinschliffen entwickelt, um immer schönere Formen möglich zu machen. Während Rundschliffe schon in der Antike in hoher Qualität ausgeführt wurden, entwickelten sich facettierte Schliffe erst in der Neuzeit zur vollendeten Perfektion, welche durch moderne Vergrößerungsgläser und Schleifwerkzeuge möglich wird.
Varianten facettierter Edelsteinschliffe
Facettierte Edelsteinschliffe werden in erster Linie für Steine mit hoher Transparenz gewählt. Die glatten Oberflächen der einzelnen Facetten besitzen den Vorteil, dass sie Lichtstrahlen passieren lassen, sodass das Licht erst im Inneren des Edelsteins gebrochen wird. Die Winkel und Kanten von Facettschliffen sind so präzise ausgerichtet, dass die Lichtbrechung eine optimale Ausleuchtung des Juwels garantiert. Diamanten erhalten auf diese Weise ihr berühmtes Funkeln, Rubine ihr inneres Feuer oder Saphire ihre blauen Tiefen, in denen der Blick versinkt.
Natürlich werden auch undurchsichtige Steine gelegentlich in facettierten Schliffen ausgeführt. Dies kann ebenfalls sehr reizvoll sein, da das Licht unterschiedlich von den einzelnen Facetten reflektiert wird und deren Oberflächen so in verschiedenen Schattierungen leuchten lässt.
Was die Form des geschliffenen Edelsteins angeht, lassen facettierte Schliffe ebenfalls zahlreiche Varianten zu. Neben der Anpassung an das gewünschte Schmuckstück (Ring, Anhänger, Brosche, etc.) spielen auch die Eigenschaften des Steins eine Rolle für die Wahl der Schliff-Form. So wurde der Smaragd-Schliff entwickelt, um besonders spröde und empfindliche Edelsteine zu schleifen, während der Brillantschliff komplett auf die ideale Präsentation von Diamanten ausgerichtet ist. Es folgt ein Überblick über die gängigsten facettierten Edelsteinschliffe.
Brillantschliff
Eine größere Facette – die Tafel – wird auf der Oberseite des Brillantschliffs von einer Rundiste mit 32 Facetten umgeben. Unterhalb der Rundiste verjüngt sich der Schliff und läuft mit 24 weiteren Facetten spitz zu. Neben der für Diamanten und andere klare Edelsteine optimalen Lichtbrechung gibt diese Form dem Stein hervorragenden Halt in verschiedenen Arten von Fassungen. Nur im Brillantschliff ausgeführte Diamanten dürfen als „Brillanten“ bezeichnet werden. Der Brillantschliff wird jedoch auch für harte Farbedelsteine wie Rubin oder Saphir genutzt.
Prinzess-Schliff
Der Prinzess-Schliff wurde als Abwandlung des Brillantschliffs für Diamanten entwickelt, um diese in eine viereckige Form zu bringen. Von oben gesehen, ist der Prinzess-Schliff quadratisch, läuft jedoch pyramidenförmig nach unten spitz zu. Transparente Steine erhalten so eine Art Kreuz-Struktur, wenn man sie von oben betrachtet. Dieser Schliff besitzt entweder 57 oder 76 Facetten.
Kissenschliff
Der Kissenschliff ist ein Vorläufer des Prinzess-Schliffs. Er besitzt eine abgerundete Form und erinnert daher entfernt an ein Kopfkissen. Seine Facetten sind relativ groß und sorgen so für eine besonders glanzvolle Optik.
Smaragd-Schliff
Der Smaragd-Schliff stellt die Verfeinerung traditioneller Treppenschliffe dar und erweiterte deren stufig abfallenden Linien um feine, geschrägte Ecken. Ober- und Unterseite tragen Tafel-Facetten, von deren Kanten aus weitere rechteckige Facetten wie Treppenstufen nach außen hin abfallen, um sich in der horizontalen Mitte zu treffen. Die Größe der jeweiligen Facetten kann im Smaragd-Schliff variieren – entscheidend ist die perfekte Symmetrie. Gerade spröde und „schwierige“ Edelsteine wie der Smaragd lassen sich in diesem Schliff gut bearbeiten. Die glatten, symmetrischen Oberflächen unterstreichen in fachkundiger Politur hervorragend die Wirkung farbiger Edelsteine.
Oval-Schliff
Der moderne Oval-Schliff ist im Grunde ein länglicher Brillantschliff. Dieser Schliff wird gern für Diamanten verwendet, die auf Ringen gefasst werden sollen. Diamantringe mit Steinen im Oval-Schliff lassen die Finger schlanker erscheinen. Diamanten im Oval-Schliff werden häufig als Solitäre auf Trauringen oder Verlobungsringen gefasst.
Marquise-Schliff
Auch der Marquise-Schliff ist dem Brillantschliff nachempfunden. Im Gegensatz zum Oval-Schliff laufen die Enden des Steins beim Marquise-Schliff spitz zu. Von oben betrachtet, entsteht die Form eines schlanken Schiffsrumpfs – daher die französische Bezeichung „Navette“ für diese Schliff-Art.
Tropfenschliff
Der Tropfenschliff wird besonders gern gewählt, wenn der der Edelstein als Anhänger an einer Kette oder als Ohrhänger getragen werden soll. Es handelt sich quasi um eine Symbiose aus Brillantschliff und Marquise-Schliff, wobei die Tropfenform bei der Betrachtung von oben zu sehen ist. Von der Seite ist zu erkennen, dass der Stein im Tropfenschliff an der Unterseite spitz zuläuft, um sich leichter fassen zu lassen. Das Ergebnis ist ein tropfenförmiger, facettierter Edelstein mit geradezu brillanter Lichtbrechung.
Herzschliff
Für diesen Schliff wird das Grundprinzip des Brillantschliffs abgewandelt, um dem Edelstein eine Herzform zu geben. Der Herzschliff zeichnet sich durch eine große Tafel aus, um die herum die Facetten der Rundiste herzförmig angeordnet sind. An der Unterseite läuft der Herzschliff spitz zu, womit er sich in eine Vielzahl von Fassungen einbetten lässt. Natürlich ist diese Schliff-Variante äußerst beliebt für Trauringe und Verlobungsringe.
Baguette-Schliff
Der Baguette-Schliff ist rechteckig und besitzt sehr gerade Linien. Er zählt zu den Treppenschliffen und ähnelt dem Smaragd-Schliff – ist jedoch schlichter in der Ausführung. Seinen Namen trägt er, weil seine Form entfernt an ein französisches Baguette erinnert. Seine Wirkung entfaltet der Baguette-Schliff am besten, wenn mehrere Steine in diesem Schliff nebeneinander eingesetzt werden. Häufig sind Baguette-Schliffe als Teil von Verzierungen zusammen mit anderen Schliff-Arten zu finden. Gern werden auch mehrere Steine im Baguette-Schliff in Kanalfassungen gesetzt, wo ihre flache Tafel mit der Oberfläche des Schmuckstücks abschließt.
Trapez-Schliff
Auch der Trapez-Schliff zählt zu den Treppenschliffen. Allerdings sind die kurzen Enden eines Edelsteins in diesem Schliff unterschiedlich breit, wodurch ein Ende stärker gewichtet und die Länge des Juwels betont wird. Diese Schliff-Variante sieht sehr schön an Anhängern oder Ohrhängern aus, wird jedoch auch auf Ringe gefasst.
Varianten nicht-facettierter Edelsteinschliffe
Bei sehr trüben, dunklen oder undurchsichtigen Edelsteinen spielt die Farbe eine größere Rolle als das Funkeln. Derartige Steine werden meist in nicht-facettierten, abgerundeten Edelsteinschliffen ausgeführt. Auf diese Weise lassen sich mitunter auch Einschlüsse und Makel kaschieren oder sogar bewusst betonen, um begehrte Effekte wie den sternförmigen Asterismus oder die schimmernde Chatoyance des „Katzenauges“ zu erzeugen.
Cabochon-Schliff
Schon seit Jahrtausenden werden Edelsteine als Cabochon geschliffen. Selbst „weiche“ und empfindliche Edelsteine lassen sich mit dieser Schliff-Variante schonend und ohne großen Materialverlust bearbeiten. Ein Stein im Cabochon-Schliff besitzt eine glatte Unterseite und eine deutlich aufgewölbte (mugelige) Oberseite. So lässt er sich gut in verschiedenste Fassungen setzen, welche die Rundung des Schliffs stets zur Geltung bringen.
Effekte wie das Katzenauge oder der Asterismus kommen durch Einschlüsse anderer Minerale in den Edelsteinen zustande. Im Cabochon-Schliff lassen sich diese Besonderheiten gezielt herausarbeiten, sodass wir beispielsweise einen hell schimmernden Stern direkt im Zentrum des Edelsteins sehen. Zugleich erhalten einzigartige Lichteffekte wie die Adulareszenz des Mondsteins oder das Opalisieren von Opalen nur auf der abgerundeten Fläche eines Cabochons ihre volle Wirkung. Wie eine Aura tanzen sie über den runden Stein, während sie auf einem facettierten Schliff kaum zu sehen wären.
Kugelschliff
Beim Kugelschliff wird eine perfekte Kugel geschaffen, welche – einer Perle gleich – angebohrt und mit Ohrsteckern verbunden oder in geeigneten Fassungen in anderen Schmuck gesetzt wird. Abgesehen von der Form entspricht dieser Schliff den Eigenschaften des Cabochon-Schliffs. Vor allem mit gebänderten oder mehrfarbigen Edelsteinen lassen sich faszinierende Kugelschliffe schaffen.
Glattschliff und Flachschliff
Manche Edelsteine eignen sich gut, um als flache Plättchen im Glattschliff oder Flachschliff geschliffen zu werden. Ein gutes Beispiel ist der Onyx, dessen Färbungen sich in schwarz-weißen Bänderungen abwechseln. Sehr flach geschliffen, lässt sich eine perfekte, schwarze Fläche erzeugen. Solche komplett flachen, polierten Edelsteine eignen sich optimal für effektvolle Siegelringe. Alternativ können Glatt- und Flachschliffe auch die Bänderung oder Farbverläufe von Steinen wie Onyx, Labradorit oder Turmalin bewusst in den Vordergrund stellen.
Gemischte Edelsteinschliffe
Viele der oben genannten Edelsteinschliffe lassen sich in einer Kombination aus facettierten und nicht-facettierten Schliff-Varianten ausführen. So kann es sehr reizvoll aussehen, die Oberseite eines klaren Farbedelsteins als Cabochon zu schleifen, seine Flanken und die Unterseite jedoch mit Facetten zu versehen. Ist der Edelstein gut gewählt, kommen die Vorzüge beider Welten in einem einzigen Exemplar zusammen, kombinieren Geschmeidigkeit und Glanz mit funkelnden Lichtreflexen.